Ab und auf in der Aletscharena
27. September 2015 (von Fredi Dürst)
Vor Zeiten lebte in eine Hütte am Aletschgletscher ein einsames Mütterchen. Es vertrieb sich die Zeit mit Spinnen und betete für die armen Seelen im Gletscher. Wenn es abends zu Bette ging, liess es die Geister jeweils in die warme Stube ein. Die ganze Nach hindurch seufzten dies am Ofen, derweil die Alte unbekümmert schlief. Einmal in einer kalten Winternacht ging die Alte länger als üblich ihrer Arbeit nach – und draussen drängten die Seelen auf Einlass. Zuletzt riss der alten der Geduldsfaden; sie öffnete ihre Kammer, ohne zuvor den schützenden Bannspruch gemurmelt zu haben. Da wurde die Tür regelrecht aufgesprengt, und ein Schwall wimmernder Gespenster quoll herein …
Nach dem Weltbild der alten Walliser mussten die Seelen der Verstorbenen in der Gletschereinöde ihre begangenen Untaten sühnen. (Quelle: Schweizer Wanderwege, Wandern, Nr. 1101/2015)
Die diesjährige Bergwanderung führte uns in eben diese wilde, raue Gebirgslandschaft der Aletscharena mit dem mächtigsten Eisriesen der Alpen, dem Aletschgletscher. Vom Hotel Belalp (2130 m.ü.M.; der Zwischenhalt hier lohnte sich: Die Nussgipfel stehen Punkto Mächtigkeit dem Aletschgletscher in Nichts nach) geht der Weg die sog. Steigle (ein steiler Zickzack-Weg, gehalten von Trockenmauern) zu den Alpen im Aletschji und schliesslich über vom Gletscher abgeschliffene Felsplatten zur Hängebrücke über die Massa, dem tiefsten Punkt unserer Wanderung (1600 m.ü.M.). Die Hängebrücke mit einer Länge von 124 Metern überspannt die imposante Massaschlucht in eine Höhe von rund 80 Metern. Die Überquerung ist eine etwas schwindelerregende Angelegenheit. Wer jedoch die Augen schliesst ist selber schuld. Er verpasst den atemberaubenden Ausblick. So schweift denn der Blick auch immer wieder zum nahen Eispanzer. Wer weiss: Nimmt wohl mit dem schwindenden Eis auch die Zahl der Sünder ab …? Auf der anderen Seite der Hängebrücke geht es dann – teils steil – bergauf. Der Weg führt uns zu dem sich vom zurückziehenden Gletscher zurückgelassenen Grünsee (Mittagsrast), weiter durch den märchenhaft anmutenden Aletschwald zum Silbersand und schliesslich über die Riederfurka (Bier-, Most- und Weissweinhalt) auf die Riederalp, dem Endpunkt unserer Bergwanderung.
Teilnehmer: Heidi und Ändu Althaus, Chrige Burri, Ruth Glauser, Sigu Meyer, Peter Schüpbach, Fredi Dürst